Hier eine Geschichte aus der Tierklinik Polovet (Lima/Peru), wo ich mein kleines klinisches Praktikum während des Studiums verbrachte:
Am 1.3.07 wurde ein Bulldoggenwelpe vorstellig, der eine komplette Gaumenspalte im harten und weichen Gaumen aufwies. Die kleine Hündin war schwächlich, da der von ihr aufgenommene Nahrungsbrei vor allem in die Nasenhöhle gelangte und herausgeschnaubt wurde. Die halbe Portion bekam erstens von uns den Namen Mimi und zweitens täglich eine Magensonde geschoben. Mithilfe dieser, konnte Brei direkt in den Magen eingegeben werden. So gepäppelt sollte sie 6 Tage später stark genug für die große OP mit Verschluss der Gaumenspalte sein. Die Besitzer waren einverstanden, da der kleine Hund sonst keine Überlebenschance hätte.
Die Operation – Verschluss der Gaumenspalte
Am 7.3. war also Mimis großer Tag!

Sie wurde anästhesiert, bekam einen Luftröhrentubus geschoben…

…und wurde in Rückenlage verbracht. Mit einem zurecht geschnittenen Gummischlauch, wurde Minis Mäulchen offen gehalten.


Der Operateur (Chef der Klinik höchst persönlich) schnitt die stark blutende Schleimhaut des harten Gaumens ca. 0,5 cm beidseits parallel zur Gaumenspalte ein.

Nachdem er die Ränder der Gaumenspalte ebenfalls eröffnet hatte, vernähte der Chirurge die Schleimhaut mittig im Gaumen und schloss damit die Verbindung zur Nasenhöhle. Die zur Gewebemobilisation entstandenen Spalten beidseits der Naht, mussten sekundär zuheilen.

Da die Maulhöhle hierzu aber möglichst sauber sein sollte, wurde zu guter Letzt eine Ösophagussonde gelegt. Dies ist ein Schläuchlein, welches durch ein Loch in der Halswand direkt in die Speiseröhre bzw. Magen gelegt wird. Durch das in die Umwelt ragende Ende, konnte das kleine Hündchen nun ernährt werden, ohne dass der Mund mit Futter verunreinigt wurde. Eine Woche würde Mimi keine Nahrung selbstständig zu sich nehmen dürfen.
Die Aufwachphase verlief einigermaßen ruhig, aber zur Nachsorge benötigte Mimi Einiges an Schmerzmitteln. Verständlicherweise war sie in ihrem jungen Leben nicht auf diese Art von Schmerz vorbereitet und vertrug ihn schlecht.

In den nächsten Tagen entwickelte sie sich aber wieder zu dem bekannten, munteren und neugierigen kleinen Welpen, den wir von vor der OP kannten. Sie inspizierte trotz Plastiktrichter den Garten und fand es gar nicht lustig, nicht ein bisschen was von dem köstlich riechenden Brei schlecken zu können, den wir ihr mehrmals täglich in das Schläuchlein spritzten.

Am 12.3. wurde dem Verdruss wegen guter Heilung ein frühzeitiges Ende bereitet und die Sonde gezogen. Da das Loch in der Speiseröhre und Halswand aber noch verheilen musste, durfte sie erst 24h später etwas zu sich nehmen.
Als es dann endlich so weit war und sie am nächsten Tag ihr Näpfchen mit dem Brei vor sich sah, schleckte sie so gierig, dass ihr schmächtiger Körper dem Gewicht des großen nach unten abgesenkten Kopfes nicht mehr stand halten konnte und senkrecht in die Luft gezogen wurde. Das schien sie nicht sonderlich zu beunruhigen. Sie genoss nun im Handstand weiter, bis das Schüsselchen komplett saubergeleckt war.

Sofort wurde nach mehr verlangt, aber da sie langsam angefüttert werden sollte, war die nächste kleine Portion erst in ein paar Stunden geplant. In der Zwischenzeit wurde sie im Garten mit Spielen abgelenkt. Sie tollte so ausgelassen herum, dass es eine Freude war zuzusehen!
Da diese Geschichte schon 10 Jahre her ist, lebt Mimi wahrscheinlich nicht mehr, ich hoffe aber, dass sie ein fröhliches Leben hatte!