In Thailand erzählen die Eltern ihren Kindern die Geschichte von dem König und seinem Hund Tongdaeng:

Der König von Thailand ist ein sehr tierlieber Mann. Am liebsten mag er Hunde! In seinem Schloss tummeln sich viele Vierbeiner und alle sind von Hundetrainern ausgebildet. Eines Tages musste der König zu der Eröffnung eines Krankenhauses in Bangkok, der Hauptstadt Thailands fahren. Auf dem Weg von seinem Auto zu dem Neubau, nutzte er die Gelegenheit mit seinen Untertanen zu reden, die sich in der Nähe aufhielten. Dabei fielen ihm spielende Welpen in einer Seitenstraße auf. Er fragte die Frauen aus dieser Straße über die Herkunft der Hundebabys aus. Sie erzählten ihm, dass die Mutter eine herrenlose Hündin sei, die von ihnen gefüttert würde. Beinahe seien alle Straßenhunde der Gegend von Hundefängern eingefangen worden, aber die Bewohner setzten sich für „ihre“ Hunde ein. So konnte die Hundemama zu ihren Welpen zurückkehren. Der König hatte Spaß daran, den kleinen Hunden beim Spielen zuzusehen. Besonders eine Welpe gefiel ihm sehr gut. Sie hatte rotes Fell, einen weißen Bauch und eine getupfte Brust. Fast vergaß der König bei ihrem Anblick, den Grund seines Besuchs und musste sich dann beeilen rechtzeitig zu seinem Termin zu kommen. Zurück im Schloss erinnerte er sich aber wieder an den süßen kleinen Hund. Einige Tage später kamen die Frauen der Straße zu ihm und brachten die Welpe mit dem weißen Bauch mit. Sie erzählten ihm, dass sie dringend für jeden der Wurfgeschwister ein neues Zuhause suchen mussten, denn sie könnten es sich nicht leisten noch weitere Hunde durchzufüttern. Als das weinende Hündchen auf den Boden gesetzt wurde, lief es sogleich zum König, leckte ihm die Hand und rollte sich neben ihm zusammen, um zu schlafen. Der König war begeistert von dem Charakter des kleinen Hundemädchens und behielt es. Er nannte sie Tongdaeng. Das bedeutet Kupfer und er fand, dass dieser Name perfekt zu ihrem roten Fell passte. Weil Tongdaeng noch zu klein war, um ohne Muttermilch zu leben, brachte sie der König zu einer seiner Hündinnen, die vor kurzem Mutter geworden war. Mae Mai (so hieß sie), erlaubte der fremden Welpe nicht nur von ihrer Milch zu trinken, sondern liebte sie, wie als wäre sie eine der ihren. Tongdaeng sollte die Dankbarkeit für Mae Mai ihr Leben lang nicht verlieren. Immer wenn sie sich später wieder sahen, lief Tongdaeng zu ihr und brachte ihr Zuneigung entgegen. Mit Mae Mais Milch wuchs Tongdaeng zu einem stattlichen gesunden Hund heran.
Ihre Stupsnase wurde lang, die süßen Schlappohren stellten sich auf, der niedlicher Schwanz kringelte sich 1,5 mal und legte sich stolz auf ihr Hinterteil. Die großen unschuldigen Augen, bekamen einen ernsten und treuen Blick.

Das besondere Aussehen von Tongdaeng, unterschied sie von den anderen thailändischen Straßenhunden. Der König stellte verglich Hunderassen mit ihrem Aussehen und fand die Rasse Basenji. In Aussehen und Charakter glich sie Tongdaeng. Tongdaeng bellte zum Beispiel nie. Sie verständigte sich lautlos. Oft konnte der König beobachten, wie Tongdaeng andere Hunde anleitete, oder zu sich “rief“ ohne einen Mucks zu tun. Auch die Wachsamkeit eines Basenji war in Tongdaeng zu finden. Während Audienzen setzte sie sich beispielsweise immer zwischen ihn und seinen Besuchern. Zu jeder Zeit verhielt sie sich demütig gegenüber dem König. Immer beachtete sie, sich niedriger als der König aufzuhalten. Selbst wenn er sie auf seinen Schoß rief, dann legte sie wenigstens die Ohren nieder. Tongdaeng begleitete ihr Herrchen auf all seinen Spaziergängen. Der König redete immer ruhig und respektvoll mit ihr und wurde von ihr verstanden.

So durfte sie einmal nicht wie üblich auf dem Beifahrersitz im Auto mitfahren, weil der König zu einem wichtigen Termin musste. Er sagte ruhig: “Tongdaeng, heute darfst du nicht mitfahren. Warte hier auf mich!“ und Tongdaeng schlich sich, widerwillig zwar, aber ohne Protest, aus dem Auto und wartete vor dem Schloss auf seine Rückkehr. Eines Tages bekam Tongdaeng 9 Babys. Diese erzog sie streng aber liebevoll.

Der König behielt sie alle und benannte die nach thailändischen Süßigkeiten. Sie wurden zu Schutzhunden ausgebildet. Als der Weg den König und Tongdaeng einmal am Trainingsplatz vorbei führte, liefen alle Hunde von ihren Trainern weg auf die beiden Spaziergänger zu. Es bedurfte nur einer strengen Geste von Tongdaeng und ihre Kinder kehrten artig zu ihrer Arbeit zurück. Im Leben von Tongdaeng gab es viele unzählige Momente, in denen sie den König durch ihre Disziplin, telepathischen Fähigkeiten, ihr Verständnis und ihre Treue beeindruckte. Der einstige Straßenhund starb im Alter von 17 Jahren in einem königlichen Schloss. Ein Jahr später gesellte sich der König wieder zu ihr.
Quelle und Bilder: The story of Tongdaeng, Biography of a pet dog, by H.M. King Bhumibol Adulyadej; cartoon version