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Kindergeschichte aus Indonesien

Die gute Tat des schwarzen Affens

– Eine Geschichte aus Westjawa –
Ecki lässt sich eine Kindergeschichte aus Indonesien erzählen

Es war einmal, in einer Gegend der Sundavölker, ein grosses Königreich, dessen Herrscher ein sehr intelligenter König war. Er hatte zwei sehr schöne Töchter. Die Ältere hieß Purbarang und die Jüngere Purbasari. Als der König alt wurde, machte er Prinzessin Purbasari zu seiner Nachfolgerin. Er sagte: “Ich bin alt und muss zurücktreten. Du, Purbasari, sollst die neue Königin werden.” Purbarang, die Ältere und eigentlich rechtmässige Thronerbin, ärgerte sich sehr über diese Entscheidung ihres Vaters. “Ich bin die Erstgeborene. Eigentlich sollte ich regieren!” beschwerte sie sich bei ihrem Verlobten Inra Jaya.

Purbarang war so verbittert, dass sie heimlich eine alte Hexe aufsuchte, um ihre Schwester mit einem Bann zu belegen. Die Hexe Sprach den gewünschten Fluch aus. Und so wuchsen auf Purbasaris ebenmässig reiner Haut schwarze Flecken. Sie war damit so hässlich, dass Purbarang dies als Vorwand nahm, sie zu verjagen. Ein Mitarbeiter des Regierungskreises wurde gerufen, um Purbasari in den Wald zu begleiten. Dieser Mann hatte ein gutes Herz und baute Purbasari, die er sehr mochte, eine kleine Hütte im Wald und sprach ihr Mut zu. “Du, liebe Prinzessin, wirst diese Herausforderung meistern, weil der Allmächtige immer über dich wacht!”

Purbasari fand viele Freunde unter den Tieren des Waldes. Darunter war ein mysteriöser Affe mit langen schwarzen Haaren. Dieser Affe hielt sich immer in ihrer Nähe auf. Sein Name war Lutung Kassarung. Er brachte der Prinzessin manchmal schöne Blumen und süße Früchte, was sie sehr erfreute.
Eines Nachts, es war eine dieser wundervollen Vollmondnächte, verhielt sich Lutung Kassarung gar nicht wie ein normaler Affe. Er suchte einen ruhigen Ort auf, setzte sich in den Schneidersitz und begann zu murmeln. Er betete zu den Göttern. Daraufhin riss die Erde um ihn herum auf und ein kleiner Teich entstand. In seinem klarem und duftendem Wasser schimmerte der Mond.
Am nächsten Tag empfahl Lutung Kassarung Purbasari, ein Bad in dem Teich zu nehmen. “Warum wohl will Lutung Kassarung, dass ich dort hinein gehe? Was habe ich davon?” fragte sie sich. Aber da sie dem Affen vertraute, badete sie in dem Teich. Als ihr Körper das Wasser berührte, wurde ihre Haut plötzlich wieder rein und glatt und schön wie zuvor. Sie freute sich sehr, als sie ihr Spiegelbild im Wasser sah.

Weit weg, im Palast, beschloss Purbarang ihre Schwester im Wald zu besuchen. So ging sie mit ihrem Verlobten in den Wald. Als sie Purbasari gegenübertrat und ihre frühere Schönheit sah, konnte sie es nicht fassen. Aber Purbarang wollte nicht als Verliererin da stehen und so schlug sie vor:”Lass uns die Länge unserer Haare messen. Wer die Längeren hat, gewinnt!” Purbasari wollte erst nicht bei diesem Wettstreit mit machen. Als sie aber von ihrer Schwester gezwungen wurde, gab sie nach und machte mit. Nachdem sie die Länge ihrer Haare gemessen hatten, stellten sie fest, dass Purbasari die Längeren Haare und somit gewonnen hatte. Purbarang aber gab nicht auf und stellte sich neben Inra Jaya. “Lass uns unsere Verlobten vergleichen!”, sagte sie. Wohlwissend, dass Purbasari keinen hatte. Die Gemeinheit ihrer Schwester verwirrte Purbasari. Nervös und haltsuchend griff sie um sich und erwischte eine Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Diese Hand gehörte Luntung Kassarung der hervor sprang, um seine Freundin zu beschützen. “Ist dieser Affe dein Verlobter?” lachte Purbarang. In diesem Moment begann Luntung Kassarung wieder zu beten und verwandelte sich plötzlich in einen gutaussehenden, jungen Mann, der hübscher war als Inra Jaya! Alle anwesenden Tiere bejubelten dies! Purbarang akzeptierte nun endlich ihre Niederlage und gab auch ihre schlechte Tat zu. Sie bat ihre Schwester um Vergebung und bettelte darum nicht bestraft zu warden.

Die großherzige Purbasari vergab ihr und alle gingen gemeinsam zum Palast zurück. Purbasari wurde Königin und heiratete den jungen Mann, der einst ein Affe war.

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