Femke, Gründerin von Jakarta animal aid network

Neben meiner Volontärarbeit, versuche ich weitere Tierschutzorganisationen, -stationen und -projekte zu besuchen, um mir von ihrer Arbeit ein Bild zu machen und die Menschen dahinter kennen zu lernen. Dabei begegnete ich Femke den Haas, einer Tierschutzaktivistin und Mitgründerin von JAAN (Jakarta Animal Aid Network), die sich in Indonesien für Tierwohl einsetzt.
Sie gehört definitiv in meine Reihe der starken Frauen.
Für das Interview, Kennenlernen und Treffen, war ich an den wohl tollsten Ort eingeladen, den ich mir vorstellen kann:


eine private Insel, deren einer Teil der Besitzer JAAN für Naturerhaltungsprojekte zur Verfügung gestellt hat und auf dem sich eine Auffangstation und Wiederauswilderungsstation für Seeadler und dem Maskottchen von Jakarta, dem Braminenweih (ein habichtartiger Seeraubvogel) befindet. Mehr zu JAAN und den laufenden Projekten, könnt ihr entweder der homepage, oder bald hier folgenden Artikeln entnehmen.
Der erste Eindruck
Femke lud mich für die erste Nacht zu sich nach Hause ein. Sie empfing mich sehr offenherzig und freundlich. Aber dieser Ruf eilte ihr auch voraus! Ihre pragmatische und dem Tierschutz gewidmete Lebensweise spiegelt sich in ihrem Haus wieder, welches von Tierbildern wimmelt, wo sie den für die Insel bestimmten beschlagnahmten Braminenweih in einer Transportbox in ihrem Badezimmer untergebracht hatte und wo zwei Hunde, die zur Ausbildung als Suchhunde (ihr neuestes Projekt um Wildtierschmugglern das Handwerk zu legen) auserkoren sind, ein Zuhause gefunden haben. Femkes sechsjähriger Sohn, voller Energie und Ideen komplettierten den Eindruck, dass es eine Sache in Femkes Leben auf jeden Fall nicht gibt und das ist Langeweile.

Während Strandaufräumaktionen, gemütlicher Mittagessen und Abenden bei Kerzenschein am Strand auf der Insel, erzählte mir Femke, ihren Sohn auf dem Schoss wiegend, von ihrem Leben und ihrer Arbeit.
Wie wird man zur Tierschutzaktivistin
Aufgrund der Diplomatenarbeit ihres Vaters kam Femke in Afrika auf die Welt und wuchs in den Niederlanden auf, wo sie Haushühner halten durfte. Mit 8 Jahren wurde Femke zur Vegetarierin, weil sie die Vorstellung nicht ertragen konnte, eines ihrer Hühner zu essen. Zur gleichen Zeit startete sie ihre erste Petition bei den Nachbarn, da ihr Vater ihren lautkrähenden Gockel weggegeben hatte. Da sich alle Anwohner für ihren geliebten Gockel ausgesprochen hatten, musste der Vater ihn wohl oder übel wieder zurück holen. Diese Geschichte zeigt sehr schön, dass in Femke ein durchsetzungsfähiger unnachgiebiger Geist wohnt, der keine Ungerechtigkeiten gegenüber Tieren duldet.
Die Weichen werden gestellt
Als ihre Eltern nach Algerien und später Indonesien zogen, blieb Femke mit ihren Hühnern in einem niederländischen Internat. Mit 16 Jahren besuchte sie ihre Eltern in Indonesien und verbrachte dort sechs Monate als Volontärin bei BOS (Borneo Orangutan Survival), einem Auffang- und Auswilderungscenter für Orang-Utans. Diese Zeit sollte die Weichen stellen!
Die Spezialisierung

Zurück in den Niederlanden arbeitete sie während ihrer Tierarzthelferausbildung freiwillig bei Stichting AAP (einer niederländischen gemeinnützigen Organisation samt Zentrum für Primaten und andere Wildtiere). Außerdem beteiligte sie sich an Tierschutzaktionen in ganz Europa. Zum einen protestierte sie in den Pyrenäen gegen den Bau einer Autobahn durch das Habitat von Bären. Zum anderen wirkte sie an einer Kampagne gegen Tierversuche an Menschenaffen in den Niederlanden mit. Parallel arbeitete sie in ihrer Freizeit für Greek animal rescue, einer ehemaligen Tierschutzorganisation in Griechenland, die sich um die dortigen Straßenhunde kümmerte. Ihre Liebe zu Affen führte sie für wieder sechs Monate nach Afrika, wo sie im Chimpanzee Conservation Center als Volontärin mitwirkte.
Der Weg nach Indonesien
Durch ihre erste Freiwilligenarbeit lernte Femke Puck Schmutzer kennen, die sich auf verschiedenste Weise für den Tierschutz in Indonesien einsetzte. Als diese Frau starb, vermachte sie den Tieren in Indonesien ihr Erbe. Es sollten damit Auffangstationen und Kampagnen finanziert werden und sie bat Femke vor ihrem Tod die ausführende Kraft zu sein. Also zog Femke mit 24 Jahren nach Indonesien, um bei dem Aufbau von fünf Rescue Centern in ganz Indonesien mitzuhelfen.
Ein paar Jahre später stürzten die fünf Auffangstationen, wegen Wegfall jeglicher finanzieller Unterstützung in eine tiefe Krise. Neue Regierungsbeschlüssen waren der Grund, die das Wirken ausländischer Organisationen und Foundations in Indonesien regulierten. Nur durch Hilfe der lokalen Bevölkerung und dem intensiven Kampf einzelner Personen, die ihr Leben dem Tierschutz gewidmet haben, konnten alle Center überleben. Sie werden heute unabhängig geführt, sind auf Spenden angewiesen und freuen sich über Volontäre, die bei ihnen mitarbeiten.
Die Gründung von Yayasan IAR Iondonesia (Center für Makaken und Plumploris)
Während dieser Zeit, lernte Femke 2004 Karmele (eine weitere starke Frau für den Tierschutz; Artikel bald folgend) kennen, die als Volontärin in einem der Center arbeitete. Nach und nach wurde beiden klar, dass es eine zu große Anzahl an Makaken und Plumploris gab, die eine adäquate eigene Auffang- und Wiederauswilderungsstation benötigten.

Damals konnte man in Jakarta und ganz Indonesien an jeder Ecke Tanzaffen sehen. Plumploris wurden an Ampeln an Insassen wartender Autos verscherbelt. Zwar waren Plumploris schon damals eine, durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützte Tierart, aber außer Strafzahlungen passierte den Händlern nichts. Die Regierung hätte gar nicht gewusst, wohin mit konfiszierten Tieren. Als eine indonesische Dame ihre beiden Haustiere, einen Makaken und einen Plumplori abgeben wollte, diese Tiere aber aufgrund von Platzmangel nicht aufgenommen werden konnten, bot sie ihr Grundstück zum Aufbau einer Auffangstation für Makaken und Plumploris an. Femke und Karmele taten sich zusammen und eröffneten 2006 ihr eigenes Center, welches durch die Unterstützung von IAR (International animal rescue) zum Yayasan IAR Indonesia center wurde, in dem ich heute als Volontärin arbeite.
Die Gründung von JAAN (Jakarta animal aid network)

Ein Jahr später erkannte Femke, dass sie ihre Energie und Arbeit in den direkten Kampf gegen den Grund der ganzen Beschlagnahmungen und zu rettenden Wildtiere stecken will. Ein Auswilderungszentrum, welches auf eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung angewiesen ist, kann nicht die Konfrontation mit ihr suchen. Sie verließ also das gut laufende IAR center und gründete 2008 mit einer anderen Niederländerin und einer Kanadierin (beides aktive Tierschützer) JAAN. Nun stellt sie sich direkt dem Kampf mit der Regierung, Tierhändlern, Tierschmugglern und mit Zirkusbetreibern.
Das Delfinprojekt

Indonesien ist das letzte Land, in dem Delfinshows in Wanderzirkussen noch erlaubt sind. Die letzte Schätzung ergab, dass sich ca. 70 Delfine in Containern, kleinen Bottichen, Swimmingpools, oder Trucks befinden. Bei Tod eines Tieres, wird ein neues aus dem Meer wild gefangen. Als „zufälliger“ Beifang, landen sie in den Netzen der Fischer. Wegen angeblicher zu pflegender Verletzungen übergeben diese die Tiere dann (natürlich gegen Bezahlung) an Zoos, oder Zirkusse. Das ist zumindest die offizielle Erklärung. Femke setzt sich seit Jahren dafür ein, dass diese Zirkusse mit ihren abartigen Shows und Trainingsmethoden basierend auf Hungernlassen der Tiere, verboten und geschlossen werden. Aber in einem korrupten Land wie Indonesien, genügt es die richtigen Leute zu schmieren. Dann stimmen plötzlich die Chlor- und pH-Werte des Wassers und mit Hilfe von Nachdruck, werden auch noch die letzten Unterschriften besorgt. So ist letzte Woche wieder mal die Erlaubnis für zwei weitere Jahre Wanderzirkus in Indonesien erteilt worden. Ein derber Rückschlag für Femke, die mit einer voll ausgestatteten Auffang- und Wiederauswilderungsstation für Delfine bereit steht. Denn wenn es zu einer Schließung der Zirkusse kommt, müssen an die 70 Delfine ja auch irgendwo hin, wo es ihnen besser geht. Bei diesem Projekt wird JAAN von Ric O’Berrys dolphin project in Rat und Tat unterstützt.
Die Probleme einer Tierschutzaktivistin
Da die drei Gründerinnen keine Spenden für persönliche Zwecke nutzen, müssen sie sich anderweitig finanzieren. So geht jede parallel zur Arbeit bei JAAN auch noch einer bezahlten Arbeit nach. Dass dabei das Privatleben leidet ist klar. Nun hat Femke aber Glück ihren Partner und Vater ihres Kindes unter den indonesischen Angestellten gefunden zu haben, der für die gleiche Sache kämpft.
Ihr Kampf gegen die lukrativen Zirkusse hat zur Folge, dass sie schon mehrmals bedroht wurde und umziehen musste.

Auch wächst ihr Sohn bei ihrer Schwester in einem anderen Teil Indonesiens auf und geht dort zur Schule.
Von der emotionalen Seite haben wir noch gar nicht gesprochen! Was es bedeutet tierlieb zu sein und Tierleid täglich sehen zu müssen. Aber Femke akzeptiert diese Zustände nicht, sondern kämpft dagegen und gibt nicht auf.
Diese Unnachgiebigkeit und die nicht leiser werdende Stimme die Femke den Tieren gibt, verdient beide Daumen hoch!!
Wie könnt ihr Femke helfen?
Wenn ihr auch bewundernd Femkes ereignisreichem und kämpferischem Leben gefolgt seid, dann unterstützt sie bzw. JAAN doch mit einer kleinen Spende: Das Geld kommt direkt bei den Tieren an und trägt zum Tierwohl in ganz Indonesien bei.
Ausserdem ist es gut sich an Petitionen und Kampagnen zu beteiligen. Dazu mehr unter www.dogmeatfreeindonesia.org, www.jakartaanimalaid.com
