Huhuuu, ihr da hinter der Türe!
Määhhh…
Hmmmm, haben die mich jetzt verstanden?
Hallo!?
Määhhh…
Ok, wird wohl doch eine Begrüßung sein! Wer bis du und was bist du?
Määhhh, määhhh …
Oh verstehe, du bist ein Mäh und heißt Mäh! Das ist einfach! Ich bin es, Ecki, das kleine Chamäleon.
Miles, der Scherer: Hey, Ecki, komm du mal weg von der Türe da! Wir machen die gleich auf und holen die Schafe heraus, um sie zu scheren.
Hui, da hoppse ich doch mal schnell auf Miles‘ Schulter. Ach ja, Kids, darf ich euch Miles vorstellen? Miles ist Maori, also ein neuseeländischer Ureinwohner und von Beruf Scherer. Das heißt, er reist um die Welt und schert Schafe. Hauptsächlich in seinem Heimatland Neuseeland, aber auch in Australien, wo er wohnt. Und heute hat er mir versprochen, mich bei seiner Arbeit über seine Schulter gucken zu lassen.
Miles, erkläre mir und den Kindern in Deutschland doch mal, was du zum Schafe scheren brauchst.
Miles, der Scherer: Also erstmal, Ecki, ist es ein sehr anstrengender Beruf, weshalb du einen starken Körper brauchst. Dann die richtige Technik, die zeige ich dir nachher.
Bequeme Kleidung und komfortable, haltgebende Schuhe, wie diese Mokassins aus Filz machen einem das Arbeiten angenehmer. Die Bauern geben uns außerdem ein Handtuch, um den Schweiß abzuwischen. Und damit wir Spaß haben, bringen wir uns coole Musik mit!
Für die eigentliche Arbeit, um also die Wolle vom Tier abschneiden zu können, benötige ich ein scharfes Schergerät.



Hier ist meines! Vorne dran wird ein geeigneter Kamm und eine scharfe Klinge geschraubt. Der Kamm muss sorgsam ausgewählt werden. Je nach Dicke des Vlies (also der Unterwolle), der Größe des Tieres etc. suche ich den passenden Kamm aus. Er muss von mir gut geschliffen werden, sodass die Enden der Zacken immer schön rund sind und dem Schaf nicht weh tun. Der Kamm teilt die Wolle, damit die Messer leichter hindurch schneiden können und er gibt Abstand und schützt so die empfindliche Haut vor der, sich hin und her bewegenden Klinge. Da ich pro Tier bezahlt werde, arbeite ich sehr zügig und brauche ich einen guten Motor, der die Messer des Schergeräts antreibt.

Von diesen Motoren hat jeder Bauer mehrere in seiner Scherhütte. Ich komme also nur mit meinem Eimer, gefüllt mit Schergerät, Kämmen und Messern und meinem Körper und Können. Dann erledige ich die Arbeit so schnell ich kann. Pro Tag schere ich um die 250 Schafe. Pro Schaf verdiene ich ca. 3 Euro. Im Herbst sind aber alle Schafe hier in Neuseeland geschoren und ich muss weiter ziehen, um Arbeit zu finden.
Zu guter Letzt brauche ich zur erfolgreichen Arbeit natürlich noch Schafe. Und hier ist das Erste.
Ich glaube, das ist Mäh! Hello Mäh, do you understand me?
Määhhh…
Sehr gut! Miles wird dich jetzt scheren. Außer dass du nachher weniger zu tragen hast und dich ein bisschen nackig fühlst, passiert dir also nichts. Hab also keine Angst!
Uiii, was für ein Krach, Miles hat den Motor angeschmissen. Das Schaf sitzt auf seinem Hintern und hält komischerweise total still… Ob es das Scheren genießt, oder geschockt ist?



Miles bewegt mit sicheren Bewegungen das Schergerät am Schafkörper entlang und entfernt Zug um Zug die dicke Wolle. Gleichzeitig bringt er das Schaf in Position, um leichter an alle Körperstellen heran zu kommen. Zuerst ist das linke Hinterbein und die linke Poposeite dran. Danach der Hals. Nun legt Miles das Schaf auf die Seite und schert die linke Schulter und den Rücken. Dann lupft er den Kopf und die rechte Seite ist dran. Erst Hals, Schulter und hinunter geht es Richtung Popo. Schaut euch diesen Wollberg an!! Und unter der dreckigen Oberwolle ist das weiße Vlies! Ui, ist das weich!!!! Und schwubs ist das Schaf von der Wolle befreit und fertig.
Miles, das waren nicht mal 2 Minuten und du bist um 3 Euro reicher!!! Das sah recht einfach aus! Sind die Schafe das Scheren gewöhnt, oder genießen sie es gar? Dieses hat so still gehalten!
Miles, der Scherer: Oh nein, Ecki, die Schafe würden strampeln und kicken, wenn ich sie nicht richtig fixiere. Schau mal beim nächsten Schaf genau hin: ich habe immer mindestens ein Körperteil des Schafes zwischen meinen Beinen und achte darauf, dass seine Füße den Boden nicht berühren. Außerdem bewege ich das Schaf mit meinem ganzen Körper und nicht nur mit meinen Armen. So belaste ich meinen Rücken nicht zu sehr.
Hier, könnt ihr das Scheren eines Schafes von Anfang bis Ende im Video sehen.
Ist euch aufgefallen, wie sauber der Boden ist, auf dem die Scherer arbeiten? Die Wolle soll ja nicht dreckig werden. Dafür sorgt dann auch Olivia, Miles‘ Ehefrau und Kollegin. Sie räumt die abgeschorene Wolle sofort beiseite, entfernt grobe Schmutzpartikel, legt die Wolle zusammen und verpackt sie je nach Qualität in verschiedene Säcke.
Die Qualität der Wolle wird an ihrer Feinheit gemessen. Die Dicke eines einzelnen Haares ist hier wichtig. Merinoschafe zum Beispiel haben besonders dünne Haare und besonders wertvolle Wolle. Aus ihr werden sehr leichte, aber dennoch warme Kleidungsstücke hergestellt.
Steve, der Bauer, bei dem wir gerade sind, hat aber keine Merinoschafe. Somit ist die Wolle nicht besonders viel wert. Pro Kilogramm Wolle bekommt er etwa 2 Euro. Von einem großen Erwachsenen Schaf kann der Bauer jährlich etwa 10kg Wolle erhalten. Davon muss er das ganze Schererteam bezahlen. Richtig viel Gewinn macht er nur bei richtig vielen Schafen und darum haben hier auf Neuseeland die Farmen auch 1000-10000 Tiere! Wenn sie all diese Schafe, zählen müssen, schlafen die bestimmt oft ein. Probiere es doch mal aus!
Auf einem Handwerksmarkt habe ich zusehen können, wie eine Frau aus dem gewaschenen Vlies einen Fadeb hergestellt hat. Spinnen nennt man das. Das hat weder was mit den 8-beinigen Tieren zu tun, noch mit einem geistigen Zustand, heisst aber genauso. Aus dem Wollfaden hat die Neuseeländerin dann diese Decke gestrickt. Sie hat dafür nur naturfarbene Wolle verwendet!