Hallo, nach sehr lange Zeit melde ich mich jetzt mal wieder zurück: euer Ecki!
Ich bin mittlerweile auf Papua-Neuguinea. Wo ist das denn?
Die Insel Neuguinea liegt auf der anderen Seite der Welt, fast bei Australien. Ein Teil der Insel gehört zu Indonesien. Der andere Teil, der Papua-Neuguinea heißt, ist ein eigenes Land. Hier wird mit Kina bezahlt. Komischer Name für Geld, oder? Hierher bin ich mit Uscha gereist, um für 2 Monate in einer Klinik für Hunde und Katzen und auch für andere Tiere zu arbeiten.

Es war schon ein Beuteltier (die heißen hier Kuskus) da, ein Kakadu und eine Ziege. Wir sind hier in der einzigen Tierklinik im ganzen Land. Und weil die Organisation, die diese Klinik betreibt, sich auch um das Wohl von Straßenkatzen und -hunden kümmert, gibt es auch ein Tierheim. In diesem leben viele Hunde und Katzen in Käfigen und warten auf ein neues Zuhause.
Während Uscha sich um die medizinische Versorgung der Tiere im Tierheim kümmert, streife ich durch die Gehege, um mehr über ihre Geschichte zu erfahren. Manche Hunde sind sehr mitteilungsbedürftig und wollen mit mir reden. Andere denken, ich bin ein Spielzeug und werfen mich durch die Luft. Dann muss ich aufpassen und schnell aus dem Käfig kriechen. Wieder andere sind etwas deprimiert und gucken nur traurig. Und dann gibt es die, die immer im Käfig hoch springen und mich gar nicht beachten. Keine Ahnung, was sie da draußen sehen und jagen wollen, aber wahrscheinlich jagen sie auch nur ihre Fantasie. Was soll man auch anderes machen, wenn man den ganzen Tag eingesperrt ist?
Jedenfalls habe ich mich letztens mit Sonny unterhalten. Uscha bringt diese alte Hündin fast jede Nacht in unsere Wohnung. Zum einen soll sie sich an das Leben in einer Wohnung gewöhnen, um bessere Chancen auf eine Adoption zu haben. Das hat gut geklappt! Sie hat schon gelernt draußen aufs Klo zu gehen und benimmt sich auch sonst tadellos. Zum anderen wollten wir sie ablenken, damit sie nicht so traurig ist, weil sie von ihren Babys getrennt wurde.
Hi Sonny, schön, dass du uns Gesellschaft leistest. Vermisst du deine Babys?
Ja, ich heiße Sonny, Sonny ist mein Name, Sonny ist ein so schöner Name! Die Leute im Tierheim haben mir den Namen gegeben. Davor hieß ich anders, aber das habe ich schon wieder vergessen! Ich versuche fast alles zu vergessen was davor war! Obwohl es auch schöne Zeiten gab, aber auch ganz schreckliche. Meine Babys vermisse ich nur ein bisschen. Ich bin ja hier bei euch und kann mich ablenken. Außerdem haben die Zähne von den kleinen Rackern schon ganz ordentlich weh getan, wenn sie mich in mein Gesäuge gebissen haben.
Das kann ich mir vorstellen, du hast ja auch ein wirklich großes Gesäuge.
Ach herrjeh, schau da nicht so genau hin… diese ganzen Welpen, die ich schon gehabt habe, haben mich total ausgezuzelt. Eine Gesäugestraffung bräuchte ich, damit ich wieder wie ein normaler Hund aussehe und nicht wie eine Gebärmaschine! Aber weißt du, wenn man auf der Straße lebt, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als jedes Jahr Babys zu bekommen. Ich habe die Zeit auf der Straße eigentlich trotzdem sehr genossen.
…Tagsüber, wenn die Hitze zu stark für große Aktivität ist, im Schatten liegen und schlafen. Abends, wenn die Gerüche aus den Ecken aufsteigen, losziehen und der Nase folgen, wohin sie einen führt. Zum nächsten Mülleimer, wo man Tüten aufreißen, Becher und Dosen auslecken kann? Oder entlang des Straßenrandes, wo sich achtlos weggeworfene Brotstücke, oder sogar Knochen finden lassen? Oft auch auf den nächsten Markt, wo man den Menschenbeinen ausweichen muss. Wo sich aber, unter den Tischen und Theken, herrliche Essensreste finden lassen. Nur, die Menschen mögen freilaufende Straßenhunde nicht so sehr… Ich kenne da aber einen Trick: man muss den Kopf fast bis zum Boden senken und darf sie nicht anschauen. Wenn ich dann noch mit dem Schwanz wedle und mich langsam bewege, dann schlagen, oder treten sie oft nicht! Vorsicht, ist dennoch immer gut bei den Menschen! Man weiß nie, ob man verjagt wird, oder ob einem was zugesteckt wird, oder man sogar eine Streicheleinheit bekommt.
Ja, hast du denn nie ein Zuhause gehabt, wo man dich lieb gehabt hat und dich zur Begrüßung gestreichelt hat?
Ich hatte mal sowas wie ein Zuhause, aber dort mochte ich es gar nicht! Ich war an einer kurzen Kette festgehangen, ganz nah an einem Tor zu einer großen, vielbefahrenen Straße hinaus. Es war furchtbar laut! Du weißt ja, dass wir alles viel lauter hören, als die Menschen? Und es hat immerzu nach Abgasen gestunken? Ich hab mich zwar gefreut, wenn jemand kam und mir was zu fressen gebracht hat, aber ich bekam eigentlich nichts, was einer Streicheleinheit geähnelt hätte. Ich bin an dieser verflixten Kette fast wahnsinnig geworden und habe versucht sie durchzubeißen. Ich habe gekaut und gekaut, über Jahre hinweg, aber diese Kette war aus einem harten Material… Ich habe um Hilfe gejault und gebellt, aber niemand kam. Nur die Nachbarshunde haben mir Babys gemacht und sind dann wieder weiter gezogen. Hinaus in die Freiheit! Irgendwann haben mich meine Menschen dann einfach abgehängt und laufen lassen. Vielleicht war ich ihnen zu lästig? Egal, ich wollte dort eh weg und so bin ich ganz schnell auf und davon in mein Leben als Straßenhund.
Und wie bist du hierher gekommen?
Mit meinen letzten Babys, drei Mädchen, habe ich in einem Unterschlupf gewohnt. Uns ging es nicht ganz so gut, weil wir überall Flöhe im Fell hatten, die uns Tag und Nacht gebissen und gepiesackt haben. Außerdem litten meine Babys an Durchfall. Als die Hundefänger kamen, war es gerade Mittagszeit und wir dösten. Ich habe die Leute vor unserem Unterschlupf gesehen und gehört. Sie redeten ruhig auf mich ein. Sie hatten sogar einen Futternapf dabei. Ich kam also hervor, um etwas zu kosten und da hatten sie mich und meine Mädels auch schon in einen Käfig gesteckt und auf ein Auto gehievt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich gefürchtet habe, wieder an eine Kette gehängt zu werden. Diesmal war es aber keine Kette, sondern ein großer Käfig in den wir gesperrt wurden. Übrigens auch aus sehr hartem Material. Wir bekamen zweimal täglich Futter und sogar ein Bett, auf dem wir uns aneinander kuscheln konnten. Außerdem wurden wir alle zusammen mit einem speziellen Shampoo gegen Flöhe gewaschen. Das hat auch gut geklappt! Endlich keinen Juckreiz mehr! Eine Zeitlang blieben wir also alle zusammen. Bis der Doktor entschied, dass die Kleinen jetzt alt genug seien, um alleine zurechtzukommen. So wurde ich von ihnen getrennt und dann fing eigentlich ein schönes Leben für mich an. Die weißhäutige, blonde Frau, nahm mich mit in diese Wohnung, wo ich erst nicht so genau wusste, was ich machen sollte. Aber da sie mich nicht beachtete, legte ich mich neben sie. Sobald sie aufstand, lief ich ihr hinterher. Ich folge ihr überall hin, außer in ein Zimmer.
Da darf ich nicht rein! Als ich ihr zuerst auch dorthin folgen wollte, hat sie mich böse angeschaut und ein lautes Wort geschmettert. Als ich erschrocken rückwärts aus der Tür schlich, lobte sie mich mit warmer Stimme. Von da an wusste ich: da geh ich besser nicht rein! Lieber gucke ich also von der Tür aus rein und sehe die Menschen dort mit Töpfen und Messern hantieren. In einem anderen Zimmer habe für mich ein ziemlich komfortables Bett entdeckt. Das ist groß, mit Lehnen und ganz weich.
Ich habe es mir mit Sonny auf diesem Sofa bequem gemacht und noch ein bisschen über dies und das geredet. Am nächsten Tag begleitete ich sie in den Operationsraum. Sonny sollte kastriert werden. Hierbei werden die Organe entnommen, die sie braucht um Babys zu bekommen. Das sind die Eierstöcke und die Gebärmutter. Sonny war nicht besonders nervös, sie folgte Uscha einfach überall hin und ließ sich von ihr festhalten, als eine Nadel in ihre Beinvene geschoben wurde. Die Tierärzte verabreichten ihr ein Medikament und sofort schlief Sonny ein. Dennoch verließ ich sie erst, als Ärzte den Tisch von allem „Unnötigen“ frei machen mussten. Da lag sie nun, auf dem Rücken, mit einem Schlauch in der Luftröhre, über den Narkosegas verabreicht werden konnte. Die Augen im tiefen Schlaf geschlossen. Ich habe bei der Operation zugeguckt.
Kastration einer Hündin
Es wurde ein kleiner Schnitt in der Mitte des Bauches gemacht und über diese Öffnung nach den Organen gefischt, die entnommen werden sollten. Mit dünnen Fäden, verknoteten die Ärzte die Blutzufuhr zu diesen Organen und so konnten sie sie dann einfach schnip-schnap abschneiden. Eigentlich war das Gebilde, was da herausgenommen wurde, total klein. Zwei kleine Kugeln und ein Y-förmiger rosa Schlauch. Mit Nadel und Faden nähten sie Sonnys Bauch wieder zu. Danach nahm sich Uscha den Mund von Sonny vor.
Mehrere Zähne mussten gezogen werden. Sie hatte sich durch das beißen an der Kette einige Zähne so kaputt gemacht, dass eine Infektion in ihnen saß. Ich hoffe mal, dass sie danach weniger Mundgeruch hat.
ßWenn sie mir ins Gesicht hechelte, wurde mir ehrlich gesagt ein bisschen übel. Nachdem ihr noch ein Schmerzmittel gegeben wurde, durfte sie wieder aufwachen. Dazu wurde einfach der Schlauch aus ihrer Luftröhre gezogen. Nicht lange danach, bewegte sie sich schon leicht. Ich durfte mich zu ihre kuscheln, wo ich blieb, bis sie ganz verwirrt wieder erwachte. Ich konnte sie zwar nicht wärmen, weil ich ja selber Wärme von anderen brauche, aber ich konnte sie beruhigen und ihr erzählen was passiert ist.

Sonnys Zukunft
Uscha möchte ihr gerne eine Zukunft als Lehrer-Hund geben. Sie soll mit dem Team von RSPCA, der Organisation hier, in die Schulen gehen, um den Kindern beizubringen, wie man mit Hunden umgehen muss. Hoffentlich klappt das, denn sie ist wirklich ganz lieb und wegen ihrer fehlenden Zähne auch nicht gefährlich.